Energiefresser Zeit

Eigentlich ist Zeit immer da. Es gibt unendlich viel Zeit. Und doch haben wir manchmal das Gefühl, keine Zeit zu haben. Oder – nehmen wir uns einfach keine Zeit? Wie können wir mehr Zeit gewinnen? Können wir überhaupt mehr Zeit haben? Es ist allerhöchste Zeit, um über Zeit zu reden.

Es gibt viele Seminarangebote zum Thema Zeit und Zeitmanagement. Von »Zeit-Dieben« ist in dem Zusammenhang oft die Rede. Also irgendwelche Phänomene, Geschehnisse oder gar Menschen, die anderen Menschen irgendwie Zeit stehlen. Und es gibt verschiedene Methoden, Listen und Tools, mit denen wir unsere eigene Zeit managen, sie besser einteilen können. Wir alle verbringen sehr viel Zeit damit, über Zeit nachzudenken. Wir verbrauchen dafür viel zu viel Energie.

Denn ganz nüchtern aus systemischer Sicht betrachtet ist Zeit eine Illusion unseres Verstandes – ein reines Konstrukt.

Zeit ist eine Entscheidung
Mit diesem Konstrukt teilen wir unser Leben ein und wir nutzen es, um damit die Tatsache besser beschreiben zu können, dass sich Dinge verändern. Zeit ist auch immer eine Entscheidung. Die Entscheidung liegt bei jedem Einzelnen von uns: Wie gehe ich mit der Zeit um? Welche Bedeutung gebe ich der Zeit? Wem gebe ich meine Zeit? Zeit ist eine Entscheidung bezüglich unserer Mitmenschen und bezüglich uns selbst. 

Zeit empfinden wir ja auch immer anders. Manchmal ist uns langweilig, manche Situation empfinden wir als kurzweilig. Wenn wir zu bestimmten Dingen einfach einen Zugang und eine eigene Bedeutung haben, ist etwas viel kurzweiliger, als wenn wir keinen Bezug dazu haben. Dann nämlich scheint etwas nicht mehr enden zu wollen. Und das zeigt, dass Zeit ein eigenes Empfinden, ein eigenes Gefühl, eine eigene Bedeutung, etwas ganz Eigenes ist. Es gibt eben nicht irgendwelche Techniken, die das klären oder erleichtern. Und das kennen wir ja zur Genüge, dass es Zeit-Management-Techniken gibt.

Zeit haben vs. Zeit nehmen
»Zeit haben« und »Zeit nehmen« – das sind zwei Begriffe, die schnell verraten, welche Sicht wir auf die Zeit haben. Zeit zu haben oder nicht zu haben, ist eine reine Erfindung, weil die Zeit immer da ist. Sich Zeit nehmen kommt der Entwicklung eher nahe, weil wir dann sagen, wir bringen eine Bewusstheit in eine bestimmte Zeitspanne und sagen, „und innerhalb dieser Zeitspanne möchte ich gern etwas tun“.

Zeit ist eine Frage der Prioritäten
Keine Zeit zu haben wird immer wieder gern als Argument und Ausrede genommen, etwas nicht zu tun. Denn wir haben Zeit. Wir haben alle gleich viel Zeit. Wenn wir sagen, wir hätten keine Zeit, dann weil wir dafür keine Zeit haben wollen. Weil unsere Prioritäten anders gesteckt sind. Für das, was uns wichtig ist, haben wir sehr wohl Zeit.

Zeit ist aber auch eine Frage des eigenen Persönlichkeitsmanagements. Denn das Problem »keine Zeit zu haben« ist außerdem eine Folge der Konstrukte Vergangenheit und Zukunft. Wir leben aber im Hier und Jetzt. Wir können immer nur jetzt etwas tun. Nur das Jetzt gibt es wirklich. Das Leben spielt sich in der Gegenwart ab.

Je stärker mein Fokus auf Vergangenheit und Zukunft liegt – also auf Erinnerung und Planung – desto größer ist damit die Chance, das Jetzt zu verpassen. Dann hätte ich ja wieder »keine Zeit« …

Mein Tipp für einen besseren Umgang mit dem Hier und Jetzt
Wir sollten die Zeit als ein Konstrukt hinnehmen. Gemäß dem Motto »love it, leave it, change it« sollten wir Situationen annehmen, verlassen oder nach unseren Vorstellungen verändern. Wir sollten Prioritäten setzen und uns auf die Gegenwart fokussieren.

 
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